Steam Noir - Interview mit Felix Mertikat

Felix Mertikat wurde 1983 in Esslingen geboren. Seine Karriere als Zeichner begann bereits im Kindergarten und hat für ihn seitdem nichts an Spaß und Glanz verloren. Nach dem Abitur war dennoch erst ein kurzer Abstecher ins Fach der Biologie notwendig um endgültig herauszufinden, dass er der Künstlerzunft angehört. Von 2005 bis 2010 war er daher Student der Filmakademie Baden-Württemberg, an der er auch seit 2008 im Bereich Szenenbild doziert. So wechselten sich Illustrationsaufträge und Dozententätigkeit ab, bis er 2009 seine Arbeit an Jakob begann und seitdem vom Comic nicht mehr wegmöchte. Die Verleihung des Sondermann als bester Newcomer 2010 tat sein übriges, ihn beim Comic zu halten, weswegen er nach Jakob eine vierteilige Serie unter dem Titel Steam Noir - Das Kupferherz realisiert. Diese wird noch bis Frühjahr 2013 laufen.

Was bedeutet Steampunk für Dich?

Eine do-it-yourself Mentalität, nicht nur in der künstlerischen Ausarbeitung, sondern vor allem in erzählten Welt gleichermaßen. Aber vor allem eine ganz klare ästhetische Freiheit, was Kostüme, Technologien und dergleichen angeht. Ich kann mich austoben und trotzdem im Steampunk bleiben.

Steam Noir ist auf vier Comicbände ausgelegt. Wie genau hast Du schon geplant, was in den nächsten Bänden passieren wird? Weißt du schon wie die Tetralogie enden wird?

Im Prinzip könnte ich dir eine beliebige Szene aus dem letzten Band zeichnen. Das soll heißen, dass wir die exakten Szenen und Dialoge aus allen noch ausstehenden drei Bänden bereits sehr gut ausgearbeitet vorliegen hatten, bevor an die Detailausarbeitung des zweiten Bandes gingen. Dabei übernimmt Verena als Autorin natürlich eine wichtige Rolle, weil sie neben der Story noch die Figurenmotivation, die Motive und die Dialoge mitplant. Zum Ende der Serie kann ich schon verraten, dass man ergriffen überrascht sein wird, sich Heinrichs Weg offenlegt.

Dein ursprünglicher Plan war es Biologie zu studieren, was Du auch zwei Semester getan hast. Allerdings hast Du die Vorlesungen vor allem zum Zeichnen genutzt. Was ist in dieser Zeit entstanden?

In dieser Zeit entstanden vor allem Gastillustrationen in verschiedenen Rollenspielbüchern und Magazinen, aber auch viele Designs und Entwürfe für unser erstes eigenes Buch "Opus Anima". Daneben habe ich unzählige Skizzen und Kritzelein, die mittlerweile in Ordnern und Heftern liegen.

Auf Dein abgebrochenes Biologiestudium folgte ein Studium am Animationsinstitut der Filmakademie, das Du allerdings nicht mit einem Film sondern – als erster Absolvent – mit Deinem Comicprojekt Jakob abgeschlossen hast. Wie ist es dazu gekommen?

Ich wollte als Zeichner eine Geschichte erzählen und suchte dazu ein Medium, in dem ich mich ausdrücken konnte. Comic lag und liegt da als Form sehr nahe. Ich hatte bis dahin noch nichts mit Comics zu tun gehabt, ja selbst nur wenige gelesen, aber irgendwie reizte es mich, genau das auszuprobieren. Ganz unerschrocken haben Ben Schreuder und ich das Medium erkundet.

Für Jakob hast Du 2010 den Sondermannpreis als bester Newcomer erhalten. Inwieweit hat Dir das geholfen, Dein nächstes Comicprojekt Steam Noir zu realisieren?

Das kann ich nicht beantworten, da Steam Noir wieder im gleichen Verlag erscheint, wie Jakob. Vielleicht aber hat es da das Vertrauen bestätigt, welches uns der Verlag entgegenbrachte. Ich denke dennoch, dass der Preis uns zu einem wunderbaren Einstand in den Comicmarkt verholfen hat.

In Interviews betonst Du immer wieder, dass Dir eine gute Geschichte sehr wichtig ist. Welche guten Geschichten habe für Dich Vorbildcharakter?

Es sind viele Filme, in denen ich tolle Erzählmuster und Strukturen entdecke, auch in Romanen, selten jedoch Comics. Beeindruckende Geschichten finde ich etwa Die Stadt der verlorenen Kinder, Inception, Dark Knight, Dan mitten im Leben, Rendezvous mit Joe Black - also ganz unterschiedliche Filme und Geschichten.

Inwieweit hast Du Dich von historischen Zeitaltern und Vorbildern aus der Literatur, wie E.T.A Hoffmanns „Lebenden Automaten“ für Steam Noir inspirieren lassen?

Die Zeitalter haben einen großen Einfluss, einfach weil wir uns was Kostüme angeht, fast realitätsnah halten, Fahrzeuge und Gebäude setze ich auch so genau wie möglich um und erweitere sie lediglich um eine fantastische Nuance. Literarische Vorlagen spielen für mich kaum eine Rolle, weil ich mich darin auch kaum auskenne.

Was ist ein Bizarromant?

Vor allem ein Wissenschaftler der sich mit Seelen, der Verzerrung und den Blinden Tagen beschäftigt. Das Wort leitet sich von Bizarromantie, also der Wissenschaft des Bizarren und Übernatürlichen, ab.

Wie lange brauchst Du um eine Comicseite zu zeichnen?

Mit Storyboard, Planungs- und Besprechungszeit auf jeden Fall drei Tage. Der endgültige Zeichenvorgang dauert in der Regel 6-10 Stunden, also etwa einen Tag.

Trennst Du Deinen Müll?

Nach dem seltsamen Ludwigsburger Mülltrennsystem nach Flach und Rund.

Wie geht es nach Steam Noir weiter? Hast Du schon Ideen für neue Comicwelten?

Auf jeden Fall. Zuerst steht allerdings eine Kooperation mit einem bekannten Fantasyautor auf dem Plan. Das wird in dessen Fantasywelt spielen, vielleicht geht es danach dann wieder mit eigenen Welten und Geschichten weiter.

Interview: Tobias Wengert

Comic-Workshop 

STEAM NOIR

Freitag, 6. Juli, 16.00 – 19.30 Uhr

Die Teilnehmerzahl ist auf 15 begrenzt. 

Kosten: € 15,-/10,-/7,50 (Anmeldung unter infokein spam@literaturhaus-stuttgart.de

Ort: Konferenzzimmer

 

Schwerpunkt Steampunk

Making of…

STEAM NOIR

+ Steampunk Panel

Sonntag, 8. Juli, 16.00 – 19.00 Uhr

Eintritt: € 9,-/7,-/4,50

Ort: Großer Saal